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04.06.15, 09:55 - 

Zum Abschied von Gottfried Diener

Ein grosser Sportler und Sportförderer ist nicht mehr

Das Herz eines grossen Sportlers und Sportförderers hat aufgehört zu schlagen. Im Alter von 88 Jahren ist das Leben von Gottfried Diener am 26. Mai in Engelberg erloschen.

Gottfried Diener war in verschiedensten Sparten und auf verschiedensten Stufen im Sport tätig. Er hinterlässt unzählige Spuren seines grossartigen Wirkens im Sportbereich, dem er ein persönlich besonderes Gepräge gab. Der Schweizer Sport verliert einen ehemals erfolgreichen Aktiven und später anerkannten Funktionär bis hinauf, als Ehrenpräsident der Internationalen Armbrustschützen Union (IAU), auf Weltverbandsstufe.

Gottfried Diener war ein ausnehmend vielseitiger Sportler, mit erstaunlichen Fähigkeiten. Die Liste seiner sportlichen Erfolge als Aktiver ist lang und vor allem aussergewöhnlich. Im Viererbob von Fritz Feierabend wurde er 1954 Weltmeister und zusammen mit Steuermann Franz Kapus 1955 Weltmeister und 1956 in Cortina d'Ampezzo sogar bis heute unvergessener Olympiasieger.

Ausserdem gewann er zahlreiche Meisterschaftsmedaillen im Armbrustschiessen, nachdem er sich zuvor schon als treffsicherer Gewehr- und Pistolenschütze ausgezeichnet hatte. Seinen Einstieg ins Sportschiessen verdankte er einem Freund, der ihn während einem Urlaub in der Rekrutenschule zu Schiessversuchen eingeladen hatte. Als er mit seinen Schiessleistungen nicht unzufrieden war, trat er dem Schiessverein Leimbach bei. 1962 kam er dann in Kontakt mit den Armbrustschützen, wurde ein Jahr später Mitglied der Sektion Höngg und gewann schliesslich an den Europameisterschaften 1965 gleich dreimal Gold mit der Mannschaft. Bis 1969 kamen noch vier weitere EM-Gold- und zwei Silbermedaillen dazu.
Das war aber noch nicht alles. Er war zudem - vor dem anforderungsreichen Wechsel von den athletisch orientierten Sportarten zum mental dominierten Schiesssport - vielfach dekoriert und preisgekrönt ein erfolgreicher Ringer und brachte es dazu auch noch zu zahlreichen Meisterehren als Nationalturner.

Sein Abschied als Aktiver von der Sportbühne war gleichzeitig der Start als Funktionär und Sportförderer wie auch als Sportführer, vor allem im Bereich Armbrustschiessen, National und International. Er war Mitglied in den Vorstandsgremien des Eidgenössischen Armbrustschützen-Verbandes und in der nationalen Armbrust-Matchschützen-Vereinigung. Er war Gründer und Präsident der Zürcher Kantonalen Matchschützen-Vereinigung, Mentor der Armbrustschützen bei der Sporthilfe und als ehemaliger Initiant langjähriger Obmann und geschätzter Ehrenobmann der Armbrust-Schützengesellschaft Luzern. Eine Vielzahl von Ehrungen und Auszeichnungen bestätigen sein umfang- und erfolgreiches Schaffen und Machen in zahlreichen Vereinen, Verbänden und Institutionen. Gottfried Diener war jedoch auch überaus erfolgreicher Praktiker im Ausbildungs- und Trainerfach. Sein umfassendes Wissen von der Athletik über die Bewegungskoordination bis hin zum mentalen Training hat er engagiert und bereitwillig auf verschiedenen Ebenen, von der Juniorenstufe bis hin zur Trainerausbildung, weitergegeben. Unvergessen und für den Schiesssport einmalig bleibt seine Zuwendung gegenüber Daniel Nipkow, den er - disziplinenübergreifend - vom nationalen Juniorenmeister bis zum Olympiamedaillengewinner geformt, geführt und gecoached hat.

Auf Internationaler Stufe kannte man Gottfried Diener vor allem als "Mister IAU". Insgesamt 26 Jahre (1967-1991 und 1997-1999) war er Präsident und längstens auch Ehrenpräsident der Internationalen Armbrustschützen Union (IAU). Sein Engagement für den Weltverband war unvergleichlich. Er verwaltete den Verband nicht nur, er entwickelte und führte ihn, durchdacht und konsequent. Zahllos waren seine Besuche bei Verbänden in aller Welt, bis nach China, Japan und Amerika, wo er um deren Mitgliedschaft für den Weltverband warb und neue Mitglieder akquirierte. Er führte die IAU in den 80- und 90er Jahren zur eigentlichen Blüte.

Gottfried Diener hat dem Schweizer Sport viel gegeben. Er hat aufgezeigt, was mit begrenzten Ressourcen, jedoch sachorientiertem Engagement und zeitgemässem Management, verbunden mit rhetorischer Kraft und kommunikativen Fertigkeiten in einem als Randsportart bezeichneten Tätigkeitsfeld erreicht werden kann. Seine konsequente, jedoch immer faire und korrekte Haltung, in harten wie auch während erfolgreichen Zeiten, haben seinen Anliegen und dem Sport im Besonderen zu grossem Erfolg verholfen. "Nur wer ein Ziel hat, kommt auch dort an", war eines seiner vielen Zitate, welche er nicht nur rezitiert, sondern leibhaftig gelebt hat.
Umso mehr haben Gottfried Diener in den letzten Jahren als typisches Zeichen einer traditionellen Randsportart das weltweit fehlende Engagement, der stetige Rückgang der Nationen und vor allem auch der Aderlass der aktiven und jugendlichen Armbrustschützen sehr zu schaffen und traurig gemacht.

Seit einiger Zeit ist es stetig ruhiger um Gottfried Diener geworden und jetzt ist sein Leben erloschen. Er fehlt uns. Was uns bleibt ist die Erinnerung an einen grossartigen Menschen, Sportler, Sportförderer, Kameraden und Freund. Möge er seine verdiente Ruhe finden, wir wünschen und gönnen sie ihm. Wir wollen seiner ehrend Gedenken und entbieten den trauernden Hinterbliebenen unsere herzlichste Anteilnahme.

(Werner Hirt und Daniel Nipkow)